Perspektiven 09

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,

wer zahlt in Deutschland Steuern? Glaubt man den Leuten an Stammtischen, dann sind das nicht die Reichen. Drei Forscher aus Berlin haben untersucht, ob diese Stammtischparole auch tatsächlich der Realität entspricht. Sie untersuchten die Einkommensteuerstatistiken und schlugen sämtliche Steuervergünstigungen wieder zu und kamen zu einem erstaunlichen Ergebnis. Es sind gerade die Menschen mit geringem Einkommen, die ihre Steuerlast besonders drücken können. Wenn die ärmere Hälfte der Deutschen mit ihrer Steuererklärung fertig ist, versteuert sie nicht einmal die Hälfte ihres Einkommens. Viele Steuervergünstigungen sind zwar gering, ändern sich aber nicht mit dem Einkommen und schlagen bei kleineren Einkommen entsprechend stärker zu Buche. Am Ende versteuern die Reichen, verglichen mit den Ärmeren, mehr als den doppelten Anteil ihres Einkommens. Die ärmere Hälfte der Deutschen zahlt Steuern auf 40 % des Einkommens, der Reiche auf 90 % des Einkommens. Natürlich sind auch die Steuersätze der Reichen höher. So kommt es, dass die ärmere Hälfte der Deutschen auf ihr Gesamteinkommen durchschnittlich nur 2 % Steuern zahlt, die Reichen aber bis zu 39 %. Alles in allem haben die Reichen in Deutschland von der Steuerpolitik, anders als oft gedacht, kaum profitiert. Die Untersuchung hat ergeben, dass fast alle Industrieländer die Spitzensteuersätze seit 1960 deutlich gesenkt haben und zwar mit weit mehr Dynamik als in Deutschland. Nur die Schweiz und Spanien haben die Spitzensteuersätze demnach konstanter gehalten als Deutschland. Bei aller Unschärfe der Zahlen lässt die Untersuchung eine Schlussfolgerung zu, nämlich dass die Reichen zwar ihre Steuertricks haben, aber für die Armen gibt es mindestens genauso viele.

Beste Grüße
Thomas Förster