Perspektiven 16
Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,
überraschend gut ist Uli Hoeneß davon gekommen – nimmt man die beträchtliche Höhe an hinterzogenen Steuern als Maßstab. Überraschend schnell waren sich alle Verfahrensbeteiligten zudem einig. Nur vier Tage brauchten der vorsitzende Richter und die Schöffen, um zu ihrem Urteil zu kommen. Das reichte wohl, um sämtliche 70.000 Dokumente zu studieren. Mit kleinlichen Zweifelsfragen, wie etwa der Herkunft des Geldes, hielt sich der Richter erst gar nicht auf. Auch die Verteidigung spielte mit, indem sie faktisch überhaupt nicht tätig wurde. Sie stellte keine Beweisanträge und begnügte sich mit ein paar unbedeutenden Rückfragen. Im Gegenzug beschränkte sich die Staatsanwaltschaft, indem sie lediglich fünfeinhalb Jahre Freiheitsstrafe forderte. Die betroffenen Schweizer Bänker wurden erst gar nicht vernommen. Am Ende hieß das Urteil dreieinhalb Jahre Gefängnis, dem sich sowohl Herr Hoeneß als auch die Staatsanwaltschaft einvernehmlich anschlossen. Spätestens Weihnachten 2014 wird er als Freigänger wieder im Schoß seiner Liebsten verbringen dürfen. Hier scheint ein gut aufeinander abgestimmtes Theaterensemble am Werk gewesen zu sein. Es bedurfte keinerlei Absprachen, aber jeder wusste dennoch, was er zu tun hatte. Ob das ganze Verfahren bei einem unbekannten Unternehmer auch so reibungslos abgelaufen wäre? Man darf seine Zweifel haben.
Beste Grüße
Thomas Förster